Am 18. Dezember 1939 kam es in einer festlichen Versammlung zur einheitlichen Aufnahme der Secessionsmitglieder en bloc, wodurch die Zahl der Genossenschaftsmitglieder auf einmal um 122 Namen stieg. Von der Secession wurden folgende Mitglieder übernommen:1
Albiker Karl (korresp. Mitglied)
Andersen Robin Christian
Andre Hans
Andri Ferdinand
Bacher Rudolf
Baumann Franz
Behn Fritz
Bell Karl Friedrich
Bleeker Bernhard (korresp. Mitglied)
Bock Josef
Böhler Hans
Breker Arno (korresp. Mitglied)
Brusenbauch Artur
Carpaneto Alfredo Renato
Cech Johannes
Dachauer Wilhelm
Dazzi Arturo (korresp. Mitglied)
Dill Otto
Dobrowsky Josef
Drobil Michael
Eck Ernst
Eigenberger Robert
Elsner Franz
Erb Willy (korresp. Mitglied)
Esterle Max
Fahrenkamp E. (korresp. Mitglied)
Fellerer Max
Fischer Johannes
Frass Wilhelm
Gall Leonhard (Architekt, korresp. Mitglied)
Gassler Josef
Gerstenbrand Alfred
Greyer Ernst
Grienauer Edwin
Grom-Rottmayer Hermann
Gruber Alois (korresp. Mitglied)
Gütersloh Albert Paris
Gulbransson Olaf (korresp. Mitglied)
Haerdtl Oswald
Hagenauer Franz
Harlfinger Richard
Hauk Karl
Hayek Hans von
Haybach Rudolf
Hegenbarth Josef
Hloucal Hans
Hoffmann Josef
Hofmann Alfred
Hohenberger Franz
Huber Ernst
Hüther Julius
Hummel Theodor (korresp. Mitglied)
Humplik Josef
Jaeckel Willy
Keidel Helmut Sylvester
Kitt Ferdinand
Kling Anton
Klotz-Dürrenbach Theodor
Knirr Heinrich
König Friedrich
Kolb Alois
Kolbe Georg (korresp. Mitglied)
Kolig Anton
Kruis Ferdinand
Kubin Alfred
Laeuger Max (korresp. Mitglied)
Laske Oskar
Lehmann Arno (korresp. Mitglied)
Lenz Maximilian
Liebermann Ernst (korresp. Mitglied)
Mahringer Anton
Mandelsloh Ernst August
Maraini Antonio (korresp. Mitglied)
March Werner (korresp. Mitglied)
Martin Christian Ludwig
Meller Willy (korresp. Mitglied)
Messner Franz
Nepo Ernst
Nissl Rudolf
Örley Robert
Pauser Sergius
Perthen Rudolf
Pleban Rudolf
Popp Alexander
Powolny Michael
Putz Leo
Raemisch Waldemar (korresp. Mitglied)
Revy Heinrich
Rössing Karl
Roth Augustin
Roux Oswald
Scheibner Hans
Schimkowitz Othmar
Schmitthenner Paul (korresp. Mitglied)
Schmoll von Eisenwerth Karl
Schütt Gustav
Schweiger Hans
Sedlacek Franz
Seibold Alois Leopold
Silberbauer Fritz
Soulek Alfred
Stefferl Bartholomäus
Steinbüchler Rudolf
Steinhart Anton
Stemolak Karl
Stoitzner Josef
Strübe Adolf (korresp. Mitglied)
Tessenow Heinrich
Thiemann Karl
Velim Anton
Wackerle Josef (korresp. Mitglied)
Wamper Adolf (korresp. Mitglied)
Wettach Reinhard
Wickenburg Alfred
Wieden Ludwig
Wimmer-Wisgrill Eduard Josef
Wolff Heinrich
Zdrazila Adolf
Zeileissen Rudolf von
Zeymer Fritz
Zita Heinrich
Zülow Franz von
Einige dieser Namen nahm man nicht gleich am 18. Dezember 1939 auf, sie wurden erst nachträglich im Künstlerhaus registriert. Die Mitgliederliste der Secession von 1939 zeigte sich äußerst unverlässlich.
Weitere Veränderungen
Trotz des großen Mitgliederzuwachses durch die Übernahme der Secession startete man im Frühjahr 1940 noch die Werbeaktion, die man schon Ende 1938 vorgesehen hatte – hauptsächlich um neue Kunstfreunde zu gewinnen. Demgegenüber gab es wieder Abgänge, als man anlässlich des bevorstehenden 80. Jubiläums der Genossenschaft bzw. wie jetzt genannt, der “Gesellschaft bildender Künstler Wiens” die Drucklegung eines Mitgliederverzeichnisses vorbereitete. Ein gedruckter Katalog war ein allgemein zugängliches Dokument. Die Überprüfung der jüdisch versippten und politisch unverlässlichen Kollegen – im Protokoll “Kameraden” -, die man immer noch als Mitglieder führte, übernahm Igo Pötsch.
So wurden im Februar 1941 noch neun Mitglieder, hauptsächlich Neuankömmlinge aus der Secession, gestrichen. Wie Igo Pötsch entschuldigend schrieb, blieb ihm nichts anderes übrig, nachdem diese Kollegen bisher nicht in der RKK registriert worden waren. Das Künstlerhaus war “zu seinem größten Bedauern nicht in der Lage, die Herren als Mitglieder weiter zu führen”. Es handelte sich um:
Elsner Franz
Hruby Sergius
Gütersloh Albert Paris
Messner Franz
Müller-Hofmann Wilhelm
Prutscher Otto
Schmid Leopold
Schönthal Otto
Witt Hans
Weitergeführt wurde interessanterweise Hans Böhler, von dem man genau wusste, dass er in die USA emigriert war und an eine Rückkehr vor Kriegsende gar nicht dachte; die Vereinigten Staaten waren zu diesem Zeitpunkt aber noch neutral. Im Mitgliederverzeichnis wurde seine Wiener Adresse angegeben.
Ebenso – anscheinend nur aus Altersgründen – weitergeführt wurde Architekt Anton Weber, * 1858, am 20.9.1938 als Nicht-Mitglied der RKK bezeichnet; im Mitgliederverzeichnis 1941 ist er enthalten.
Nicht angeführt wurden die in London lebenden Josef Heu und Erich Wagner, ihre Mitgliedskarten wurden aus der hausinternen Kartei jedoch nicht entfernt.
Wie kompliziert und undurchsichtig die damalige Situation war, zeigen auch die “Mitteilungen der Wirtschaftsgenossenschaft bildender Künstler”: In der Mainummer 1939 wird auf der Seite 2 die Nachricht vom Tod des 72jährigen Bildhauers Josef Grünhut gebracht, der einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen war. Grünhut entsprach nach eigenen Angaben nicht dem Arierparagraphen und war bereits am 20. September 1938 aus der Mitgliederkartei des Künstlerhauses entfernt worden. Die Seiten 5 und 6 derselben “Mitteilungen” bringen einen langen Nachruf auf den Maler Rudolf Wacker, der nach der herrschenden Meinung2 auch zu den Opfern des Nationalsozialismus zählte.
In diesem Zusammenhang bedeutend sind die Worte des Leiters der neu gebildeten “Gemeinschaft bildender Künstler” (Zedlitzhalle) Franz Secky3 in derselben Nummer (Seiten 14-15): “Mag sein, viele unter uns haben große Hoffnungen auf den Nationalsozialismus gesetzt und vielfach gerade solche, die ihn in der illegalen Zeit nicht kennengelernt haben…”.
Wie jeder einzelne Fall persönlich zu werten war, zeigen einige weitere Beispiele aus den Anmeldungen zu der 58. Jahresausstellung und ihrer Beurteilungen im November 1938:
Abbildung 401. Beispiele der nationalsozialistischer Beurteilung der Aussteller der 58. Jahresausstellung, 3. November 1938.
Franz Giessel hatte über seine Abstammung nichts angegeben, war also von der Ausstellung auszuschließen; er war übrigens Arier.
Rudolf Jelinek fehlten bei seinem Abstammungsnachweis die Großeltern (auch bei seiner Frau), trotzdem schrieb der geschäftsführende Stellvertreter Marcel Kammerer am 3. November 1938 dazu: “Wenn die Arbeiten sehr gut sind, könnte ein Auge, eventuell alle beide zugedrückt werden”.
Christian Plath hat sich verspätet angemeldet: er war aber “Kapuziner, dürfte also arisch sein”.
Etwas merkwürdig klingt die Beurteilung von Franz Pomassl: er “ist hauptberuflich Tischlergehilfe, der Nationalsozialismus hat also gegen eine Ausstellung seiner Arbeiten nichts einzuwenden”.4
Als der 1941 gestrichene Sergius Hruby am 24. Oktober 1943 starb, zahlte das Künstlerhaus 500 RM zu seinen Begräbniskosten, das war mehr als die Hälfte. Um 1000 RM wurden seiner Tochter noch einige Zeichnungen abgekauft.5
Für die im Künstlerhaus verbliebenen arischen bedürftigen Kollegen begannen schon bald nach dem Anschluss diverse, anfangs rein politisch motivierte Unterstützungsaktionen, sowohl direkt durch Widmungen, als auch über Aufträge und Ankäufe. Aus den Mitteln des Winterhilfswerkes des deutschen Volkes hat Reichsminister Dr. J. Goebbels mehrere Millionen Reichsmark zur Linderung der “Not der österreichischen Volksgenossen” bereitgestellt. Gauleiter Josef Bürckel wurde schon am 8. April 1938 eine Liste der bedürftigsten Künstlerhaus-Mitglieder überreicht. Im Mai 1938 bot das Kulturamt der Stadt Wien einmalige Geldunterstützungen an. Dabei wurde zum ersten Mal jedoch nicht nur nach dem Grad der Bedürftigkeit gefragt, sondern auch nach der Parteimitgliedschaft und danach, ob sich der Ansuchende vor dem Anschluss illegal betätigte.
Die Weihnachtshilfe des ehemaligen Unterrichtsministeriums wurde durch das neue Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten stark erhöht, in der Regel erhielten die Künstler zwischen 60 und 150 Reichsmark. Eine Weihnachtsbeihilfe gab es auch vom Generalreferat für Kunstförderung.
Für angestellte Künstler – etwa Lehrer – wurde die im Dezember 1939 begonnene Ausgabe von Arbeitsbüchern wichtig. Am 30. Dezember 1939 wurden dem Arbeitsamt 108 Anträge von Mitgliedern übermittelt, im Jänner noch weitere zehn. Ab Sommer 1940 wurde der Besitz vom Arbeitsbuch auch jedem freischaffenden Künstler vorgeschrieben; ihre Ausgabe verzögerte sich jedoch bis zum Frühjahr 1941.
Die Mitgliedsbeiträge, die 1938 nur umgerechnet worden waren und 13,33 RM ausmachten, wurden in der Hauptversammlung am 7. Februar 1940 auf zehn Reichsmark herabgesetzt.6 Die außerordentlichen Mitglieder zahlten ab dem 20. Jänner 1943 überhaupt keine Beiträge mehr, da ihre Ernennung doch mehr oder minder eine Ehrenangelegenheit war. Ab Jänner 1942 hatten die ordentlichen Mitglieder freien Eintritt in alle durch die Reichskulturkammer organisierten Ausstellungen im gesamten Deutschen Reich und den besetzten Gebieten.
Dem gegenüber gab es schon im Winter 1940-1941 in Wien Kohlenmangel, die hohen und kaum isolierten Ateliers blieben seitdem oft kalt. Bald mangelte es auch am künstlerischen Material, einmal fehlte die Leinwand, dann das Terpentinöl, dann die Pinsel. Jetzt wären zwar für Kunstwerke Käufer zu finden gewesen, aber die Künstler waren nicht mehr in der Lage, diesem Bedarf zu entsprechen. Als man im Jänner 1942 erfuhr, dass es Künstlermaterialien noch im besetzten Paris gab, versuchte man durch Frau Dr. Adele Kaindl, die in der Statthalterei beschäftigt war, etwas davon zu bekommen. Tatsächlich gelang es etwa 500 kg Leinöl, Terpentin und Farben aus Frankreich zu erhalten, jedoch erst nach etlichen bürokratischen Hürden und nur von schlechter Qualität. Alles wurde von der Gesellschaft bezahlt.
Zeichenlehrer hatten schon ab 1939 keine Ferien mehr, die sie früher am Land zu ihrer während des Schuljahres vernachlässigten Kunst nutzen konnten. In den ersten Kriegsjahren gelang es zwar der Gesellschaft noch, manche dieser Lehrer von ihren Ferieneinsätzen zu befreien; im Sommer 1944 war es nicht mehr möglich. Es gab großen Bedarf an Arbeitskräften für den Einsatz in den Stellungen der Luftwaffenhelfer und in den Kinderlandverschickungs-(KLV)-Lagern.