Im Gegensatz zu anderen Künstlervereinigungen hatte die Wiener Genossenschaft bzw. spätere Gesellschaft bildender Künstler kein eigenes ständiges Symbol, kein Zeichen, das man automatisch, ohne weitere Texterklärungen mit ihr verbinden würde. Man war schon im November 1861, also den Tagen der Konstituierung der Genossenschaft, auf der Suche nach einem Symbol der Genossenschaft gewesen. Interessanterweise sprach man aber nur von einem Siegel in Blindprägung. Ein Logo für Drucksachen wurde nicht verlangt. Forciert hatte die Angelegenheit der böhmische Bildhauer Wenzel Seidan, der sogar aus eigenem Antrieb einen Entwurf zeichnete und am 13. November 1861 dem Ausschuss vorlegte. Die Ausschussmitglieder nahmen seine Arbeit zur Kenntnis, waren mit ihr aber nicht restlos zufrieden. Vielleicht auch aus Konkurrenzneid schlugen sie vor, im Rahmen eines Wettbewerbs noch andere Bildhauer und Medailleure zur Mitarbeit aufzufordern.
So lud man nun weitere Künstler ein. Der Aufforderung folgte der Graveur Johann Steinschneider, der Medailleur Josef Tautenhayn, der Graveur Georg Steinböck und der Maler Karl Josef Geiger. Ende Dezember 1861 war man sich einig: von fünf eingegangenen Skizzen wurde die von Karl Geiger als zur Ausführung geeignete erwählt. Da Geiger aber Maler und nicht Graveur war, sollte die Herstellung Wenzel Seidan übernehmen.1 Wie die Angelegenheit im Detail weiter verlief, wissen wir nicht. Im Künstlerhausarchiv hat sich weder der Prägestock, noch irgendein Abdruck erhalten. Dass Seidan seine Arbeit aber doch geleistet hat, bestätigte das Auffinden des Künstlerhausschlusssteins 1968. Auf der im Schlussstein vorgefundenen Ehrenkarte zur III. allgemeinen deutschen Kunstausstellung von 1868, mit der das Künstlerhaus eröffnet wurde, ist der Abdruck eines Prägestempels sichtbar.
Das Blindsiegel war rund, etwa fünf Zentimeter im Durchmesser und zeigte eine am Arbeitstisch sitzende Frauengestalt, die in ihrer linken Hand eine Malerpalette sowie einen Pinsel hält und in der rechten, am Oberschenkel gestützt, das österreichische Bindenschild. Auf dem waagrechten weißen Balken sind zwei sich haltende Hände dargestellt – der Händedruck sollte die Vereinigung der Künstler vom Albrecht Dürer Verein und der Eintracht symbolisieren. Am Boden links und rechts der Architekturzirkel und eine Maske für die Bildhauerei. Dazu noch als Zeichen des Deutschtums Eichenblätter; herum die Inschrift “Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens 1861″.2
Seidan entwarf ursprünglich ein Siegel mit den üblichen, klassischen drei Schildchen der Künstler. Auf seinem Entwurf vom November 1861 sind diese Schildchen zur Kreismitte hin orientiert. Am ersten liegen die Palette, ein Malstock und ein Pinsel, am zweiten der Zirkel und ein Lineal, am dritten ein Hammer und ein Meißel. Die leeren Flächen füllten Ornamente mit Eichenlaub aus; herum die nicht ganz korrekte Inschrift “Genossenschaft bildender Künstler in Wien”.
Aus diesem Entwurf entstand durch eine kleine Modifizierung – wahrscheinlich durch F. W. Bader um 1873 – die Verschlussmarke der Genossenschaft. Die Schildchen wurden nach unten orientiert, die Ornamente vereinfacht und die runde Inschrift korrigiert: “Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens”. Diese Marken wurden in mehreren Farben hergestellt und man klebte sie dann auf bedeutendere Schriftstücke. Die letzten dieser Marken wurden erst während des Ersten Weltkriegs verbraucht. Für die internationale Kunstausstellung 1882 legte man eine Sonderauflage mit aufgedruckter Jahreszahl auf.
Zwischen 1861 und 1869 dürfte auch ein kleines Blindsiegel der Genossenschaft entstanden sein, 28 mm im Durchmesser: drei Schildchen, alle in einer Richtung senkrecht nach unten gerichtet und mit dem Wappen der Stadt Wien unterlegt; von oben nach links und rechts flatterndes Band; rundherum Inschrift “Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens”. Dieses gotisch anmutende Emblem wurde noch in den neunziger Jahren, auch im Buchdruck (etwa für Eintrittskarten) verwendet. Der Entwurf stammte wahrscheinlich von Johann Schwerdtner. Im Archiv hat sich der massive Prägestock erhalten.
Eine andere, etwas rundere Form des Künstlerwappens zeigt der Umschlag des am 8. Jänner 1866 erschienenen Heftes “Das Wiener Künstlerhaus” von Friedrich Stache, einer Beschreibung des künftigen Künstlerhauses und des Programms der Genossenschaft. Das Künstlerwappen wurde auch hier mit dem Wappen der Gemeinde Wien kombiniert; darunter befanden sich noch drei weitere Künstlerschilder mit Symbolen der Architektur, Bildhauerei und der Malerei. Diese Darstellung blieb jedoch einmalig und wurde nie mehr wiederholt.
Der Gummistempel der Genossenschaft verzichtete auf das Wiener Wappen; die Schildchen waren der gotischen Darstellung sehr ähnlich. Durchmesser 27 mm. Die lateinische Blockschrift des Prägesiegels wurde durch die altdeutsche ersetzt. Der Entwurf stammte wahrscheinlich von F. X. Bader. In Verwendung stand dieser Stempel bis 1938.
Fast identisch war der ab etwa 1870 verwendete Siegelstock zum Siegeln mit Wachs. Etwa von 1861 dürfte ein anderer Siegelstock stammen, der nur die Inschrift trug: “Genossenschaft” (im Halbkreis) “der / bildenden Künstler / Wiens” (in drei geraden Zeilen). Durchmesser 25 mm.
Im Winter 1883-1884 gab es Anregungen zur Verbesserung der eigenen Werbetätigkeit. Natürlich standen dabei Plakate an erster Stelle der Überlegungen und ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben. Anfang Februar 1884 wurde ein gemeinsamer Entwurf von Julius Schmid und Leopold Theyer angenommen und als ständiges Plakat – jeweils mit aktueller Schrift – bestimmt. Pro Jahr verbrauchte man damals an die zwei tausend Plakate. Im Oktober 1884 wurde Conrad Grefe mit dem mehrfarbigen Druck von 5000 Plakaten betraut und als Liefertermin wurde Ende Februar 1885 vereinbart. Diese Plakate wurden anschließend über mehrere Jahre hindurch verwendet und Motive daraus in verkleinerter Form auch für Drucksorten benutzt. Symbolisiert waren wieder die drei bildenden Künste, der Zeit entsprechend im Renaissancestil.3
Zum großen Stilbruch kam es 1898, im Jahr, in dem die Genossenschaft “secessionistischer” wurde, als die Secession selbst. Die rundlichen Putti und pralle Renaissancedamen wurden durch magere Mädchen verdrängt und auch die Schildchen wurden eckiger. Zum ersten- und zum letzten Mal in der Geschichte des Künstlerhauses erschien 1898 auf den Drucksachen auch ein politisches Symbol: der Doppeladler. Der Autor der Entwürfe war Heinrich Lefler.
1898, dem 50. Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Josef I., wurde die Werbung in großem Stil betrieben: Plakate in zwei Formaten gab es in einer Auflage von 13 000(!) Stück. Das vor dem Doppeladler befindliche Mädchengesicht war gefällig und man hätte ruhig bei diesem Emblem auch noch einige Jahre nach der Ausstellung verbleiben können. Doch die Embleme waren nur für die Jubiläumsausstellung konzipiert worden. Gleich nach Schluss der Ausstellung kehrte man wieder zu den traditionellen, bescheidenen und unscheinbaren Drucksachen und Briefpapieren zurück.4
Erst am 14. November 1908 wurde neuerlich ein Wettbewerb zum Entwurf eines ständigen Künstlerhaus-Plakats ausgeschrieben. Doch die eingegangenen Arbeiten zeigten sich für eine länger dauernde Verwendung als ungeeignet und es kam zu keiner Preisverleihung. Nur ein Entwurf wurde für die Jahresausstellung 1909 verwendet. Mit demselben Fiasko endete eine neue Ausschreibung vom 15. März 1909; doch auch diesmal hatte man das beste Plakat wenigstens für die Jahresausstellung 1910 benützt.
Fast gleichzeitig begann man sich wieder Gedanken um ein kleines Haussymbol zu machen. Im März 1911 zeichnete Alfred Cossmann, anscheinend aus eigener Initiative, auf der Einladung zur Jubiläumsausstellung das Monogramm “WKG” = Wiener Künstlergenossenschaft. Zwei Jahre später wurde dieses Monogramm etwas vereinfacht in der Kopfleiste der hauseigenen “Mitteilungen” verwendet, wo es bis 1924 verblieb. Etwa von 1912-1913 müssen auch die mit einem ähnlichen Zeichen versehenen Kuverts der Genossenschaft stammen. Die Künstlerhauskataloge wurden um diese Zeit öfters mit den drei traditionellen Schildchen in Blindprägung versehen.5
Im April 1920 bot sich Architekt Otto Schönthal an, neue Vignetten für die Drucksorten zu entwerfen. Anscheinend ist es jedoch nur bei diesem Angebot geblieben,6 denn von einer Neueinführung weiß man nichts.
Anfang 1940 wurde der Vereinsname in “Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus” geändert. An die Schaffung eines neuen, der Zeit entsprechenden Symbols dachte man aber erst 1941: am 30. Juni 1941 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Als Entwürfe wurden schwarzweiße Strichzeichnungen verlangt, die Größe von zehn mal zehn Zentimeter sollte nicht überschritten werden. Ausdrücklich als unerwünscht wurde die Verwendung von Hoheitszeichen – des Hakenkreuzes oder des Reichsadlers – bezeichnet, verzichten konnte man auch auf die drei klassischen Schildchen. Alle Einsendungen waren anonym bis zum 30. August 1941 einzureichen, als Preise wurden 300 RM für Ausführung, 50 RM, 30 RM und 20 RM für weitere beste Entwürfe genannt.
Anfang September 1941 standen die Sieger fest: der erste Preis wurde dem am 23. August 1941 in Bad Ischl verstorbenen Architekten Rudolf Perthen zuerkannt, den zweiten Preis bekam Bertold Löffler, den dritten Josef Seger. Kein Entwurf wurde jedoch als ausführungsreif bezeichnet, man schickte sie ihren Schöpfern mit der Aufforderung zur Weiterarbeit zurück. Aus den im Archiv erhaltenen Unterlagen geht hervor, dass Architekt Perthen ein Monogramm “KW” entwarf, oben mit einem Lorbeerzweig, unten durch die Jahreszahl 1861 begrenzt. Andere Künstler entwarfen Kombinationen aus dem Wiener Wappen, der Hausfassade und den Buchstaben K, KH und KHW. Der nicht prämierte Josef Bock hatte drei Schilder hintereinander gestellt, auf dem ersten der Buchstabe K. Der deutsche Maler Josef Hegenbarth entwarf drei übereinander gereihte Reiherköpfe, im zweiten Entwurf eine emporfliegende Taube.
Am 22. November 1941 wurde die Jubiläumsausstellung “80 Jahre Künstlerhaus” eröffnet, für die der Bildhauer Josef Müllner die Plastik “Die Kunst” geschaffen hatte. Vielleicht war es Müllner selbst, der die Plastik zur Verwendung als Hauszeichen vorschlug. Am 14. Jänner 1942 lehnte man jedoch diese Idee im Beirat ab. Aber der Gedanke eines ständigen Logos war wieder ins Bewusstsein gerückt. Mit der Suche nach einer passenden Lösung wurde Wilhelm Dachauer betraut.
Im Mai 1942 schlug Leopold Hauer vor, sich diesbezüglich mit der Reichshochschule für angewandte Kunst in Verbindung zu setzen. Prof. Paul Kirnig zeigte war mit seinen Schülern bereit sich mit der Sache zu beschäftigen. So schrieb man wieder einen Wettbewerb aus: die Entwürfe, einfarbig, etwa 6 x 6 cm groß, sollten bis zum 30. Juli 1942 eingereicht werden. Die Jury setzte sich aus dem Lehrkörper der Schule und dem Künstlerhausbeirat zusammen. Zur Preisverteilung wurden 500 RM gestiftet.
Nachdem es sich zeigte, dass man in den Sommermonaten von Studenten nichts erwarten konnte, verlängerte man die Einsendefrist bis zum Herbst. Am 28. Oktober 1942 fand die Jurysitzung statt. Das Künstlerhaus war durch Vinzenz Gorgon, Igo Pötsch und Robert Örley vertreten, die Hochschule vertrat Prof. Paul Kirnig. Von den inzwischen 136(!) eingelangten Entwürfen wurden zuerst 74 als völlig ungeeignet ausgeschieden. Von den übrigen wurden dann mit je 80 RM die besten Arbeiten prämiert: Emma Reif (2 Entwürfe), Hildegard Schiebel (2 Entwürfe), Elisabeth Pfannhauser (2 Entwürfe), Walter Müller (1 Entwurf), Ferdinand Liebert (1 Entwurf). Zehn weitere Arbeiten wurden mit Trostpreisen zu je 20 RM bedacht; der Fehlbetrag wurde vom Künstlerhaus ergänzt. Trotz dieser Menge betrachtete man im Künstlerhaus keines der Entwürfe als tatsächlich ausführungswürdig. Alle Arbeiten wurden ihren Schöpfern zurückgegeben, im Künstlerhausarchiv hat sich keine einzige erhalten.
Im Jänner 1943 sah man die Monate vorher abgelehnte Plastik Müllners nun doch als die bisher beste Lösung für ein künftiges Haussignum an. Der Beirat (Erwin Ilz, Christian L. Martin, Vinzenz Gorgon, Rudolf Schmidt, Leopold Hauer, Rudolf Zyka, Alfred Gerstenbrand) fand sie plötzlich sogar als “sehr geeignet”. Sicherlich trugen zu diesem Gesinnungswandel die nicht gerade idealen Ergebnisse des vergangenen Wettbewerbs bei.
Nachdem der Architekt Dr. Erwin Ilz den abwesenden Vorsitzenden Rudolf Hermann Eisenmenger über diese neue Entwicklung informierte, wurde in der Beiratssitzung am 13. Jänner 1943 über die graphische Umsetzung der Plastik gesprochen. Der Kopf selbst, gefertigt aus einem dauerhaften Material – Stein oder Guß, sollte im Haus aufgestellt werden. Den Platz hatte man: am Balkon im ersten Stock des Stiegenhauses, an der Rückwand des jetzigen Ranftlzimmers.
Josef Müllner war bereit seine Arbeit in Marmor umzusetzen. Das in der Ausstellung gezeigte Gipsoriginal wurde bereits durch die Städtischen Sammlungen erworben. Als Honorar verlangte Müllner 5000 RM. Bereits Ende Jänner 1943 hatte er darüber hinaus eine Medaillenstudie angefertigt, die für eine neue Ehrenmedaille der Gesellschaft bestimmt war. Wie Müllner am 25. Februar 1943 dem Beirat mitteilte, hatte er auch bereits von der Gemeindeverwaltung die Einwilligung erhalten, “die Kunst” als Künstlerhaussymbol und Hauszeichen verwenden zu dürfen. “Die Kunst” war ein Frauenkopf mit vollen, runden Zügen, in den Haaren ein Lorbeerkranz mit den drei Schildchen. Eine relativ zeitlose Darstellung, die Chancen auf eine längere Verwendung hatte. Mit der Umsetzung für Drucksorten wurde der Maler Vinzenz Gorgon betraut.
Doch Gorgon gehörte nicht zu den schnellsten Künstlern: noch im November 1943 hatte man von ihm nichts bekommen. Inzwischen verschlechterte sich die allgemeine wirtschaftliche Situation; 1944 war an den Druck hauseigener Drucksorten nicht mehr zu denken. Die letzten zwei Kataloge, die noch bis zu Kriegsende erschienenen waren, “Deutsche Künstler aus Rumänien” und “Frühjahrausstellung 1944″ tragen das Emblem nicht. Ab September 1944 war das Haus für Ausstellungen stillgelegt.7
1951 feierte man das neunzigjährige Bestandsjubiläum der Gesellschaft. Aus diesem Anlass schrieb der Bildhauer Rudolf Schmidt eine Chronik. Den Schutzumschlag und Bucheinband gestaltete Friedrich Neugebauer, ein erst vor kurzem aufgenommenes junges Mitglied. Das am Buch befindliche Monogramm fand Gefallen bei allen Beteiligten. Es bestand aus zwei Zeilen: oben “GBK” für die Gesellschaft bildender Künstler, darunter “W” für Wiens. Seitlich und unter dem “W” befanden sich stilisiert die drei bekannten Schildchen.
Neugebauer wurde nicht beauftragt, ein Haussymbol zu schaffen und er dachte wahrscheinlich auch gar nicht daran. Und doch wurde diese Zeichnung nun zu einem solchen. Ab Mitte der fünfziger Jahre wurde das von Neugebauer entworfene Monogramm offiziell für Hausdrucksachen, Kataloge und Einladungen verwendet.8
Das Monogramm stand weit über ein Jahrzehnt in Verwendung, als in der Sitzung der Ausstellungskommission vom 22. April 1966 der Maler Lois Pregartbauer nach einem neuen Haussymbol rief. Einen Grund dafür hatte er nicht; er wusste vielleicht auch gar nicht, wie alt oder jung das verwendete Zeichen war und von wem es stammte. Pregartbauer meinte, dass sich die Graphiker unter den Mitgliedern dieser Frage zuwenden sollten. Er selbst hatte es aber nicht vor, sich an einem eventuellen Wettbewerb zu beteiligen.
Der Leitende Ausschuss besprach die Idee Pregartbauers im Mai 1966 und beschloss einen Wettbewerb unter den Schülern der Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt sowie den Studenten der Hochschule für angewandte Kunst auszuschreiben. Die Ausstellungskommission sollte sich dazu äußern.
Symptomatisch für diese Zeit ist, dass die Ausstellungskommission, von der der Gedanke ausging und deren Leiter Prof. Pregartbauer ab dem 30. Juni 1965 war, dann diesbezüglich lange Zeit nichts unternahm. Erst in der Sitzung am 22. September 1967 erinnerte man sich wieder an die Idee eines neuen Haussymbols: es sollte auf dem Plakat der kommenden Herbstausstellung Verwendung finden. Das war allerdings praktisch unmöglich, denn die Ausstellung sollte in sechs Wochen eröffnet werden und zu einem Wettbewerb, dazu noch unter Studenten fremder Lehranstalten, benötigte man mehr Zeit. Die Ausstellungskommission wollte außerdem die eigenen Mitglieder im Wettbewerb mit einbezogen wissen. Doch dazu waren wieder die Mitglieder nicht bereit: eine Konkurrenz “fertiger” Künstler gemeinsam mit Schülern kam für sie überhaupt nicht in Betracht.
So sollte der Wettbewerb zuerst unter der eigenen Mitgliedschaft ausgeschrieben werden und erst dann, sollte man zu keiner Lösung kommen, unter den Schülern. Mit diesem Beschluss schlief die Sache ein. Es gab keinen zwingenden Grund, das Emblem zu ändern und Prof. Pregartbauer hatte an der Sache auch kein persönliches Interesse.9
Im November 1973 legte der Maler Franz Molt aus Eigenem zwei Entwürfe für ein neues Hauszeichen vor. Das Neugebauer’sche Zeichen wurde durch die Nicht-Aktivität der Ausstellungskommission seit Jahren nicht mehr benützt, Molt wusste von ihm überhaupt nicht. Seine Entwürfe waren nicht durchgearbeitet und fanden im Ausschuss deshalb keine gute Aufnahme. Ein Beschluss wurde jedoch nicht gefasst.10
Als 1975 Hans Mayr zum Präsidenten gewählt wurde, fand er das Nichtvorhandensein eigener Haussymbole als unmöglich. Er nahm wieder Kontakte zur Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt auf und ließ im Herbst 1975 einen Klassenwettbewerb veranstalten. Als Preise stellte er 3000, 2000 und 1000 Schilling zur Verfügung und sie wurden am 27. Februar 1976 ausbezahlt. Der Wettbewerb war erfolgreich: als Sieger ging ein einfaches, modernes Signet nur aus den Buchstaben “KH” von Erwin Haberl hervor.
Die Jury bestand neben dem Präsidenten Hans Mayr aus Anton Bucher, Walter Leitner, Hans Petermair, Wolfgang Pichl, Fritz Purr, Carlos Riefel, Othmar Sackmauer, Herbert Stepan, Johann Staber, Peter Skubic und Paul Schärf. Die Sitzung fand am 2. Dezember 1975 statt. Man war allgemein über das neue Symbol froh. Endlich konnte man nach langer Zeit wieder Briefpapiere, Einladungen, Plakate und Kataloge einheitlich gestalten.
Nur die Ausstellungskommission war nicht einverstanden, die Form wirkte zu “billig”. Doch das hatte nichts mehr zu bedeuten. Am 10. März 1976 lieferte Klischeeanstalt Merkur, Emil Hub-Bubeniczek & Co. in der Zieglergasse 39, die ersten Strichätzungen und die Firma Smola kurz darauf die ersten Kuverts.11
Das von Hans Mayr eingeführte Haussymbol hat sich bewährt. Es war leicht einzuprägen, wirkte nicht anachronistisch und stieß weder bei den Mitgliedern, noch auswärts auf größere Ablehnung. 1976 kam das alte “KH” zum ersten Mal auch auf allgemeine Briefpapiere der Gesellschaft.
Zwanzig Jahre später, im Frühjahr 1995, führte Dr. Walter Meissner als Geschäftsführer der GesmbH. für diese GesmbH. ein neues, wesentlich eleganteres Zeichen ein, ein “K” im Kreis. Der Entwurf stammte von einem Werbebüro. Ursprünglich wollte Dr. Meissner auch beim Verein auf die Verwendung des zwanzig Jahre alten “KH” verzichten, doch er setzte sich nicht durch. Der Vereinsvorstand sprach sich dagegen aus und so blieb der Verein beim alten “KH”; die GesmbH. verwendete das neue “K” im Kreis. Auch ein Teppich wurde gewebt.
Die Briefpapiere waren ursprünglich einfach mit “Genossenschaft der bildenden Künstler Wien’s” bezeichnet gewesen. Vor 1868, der Übersiedlung ins Künstlerhaus, fehlte auch jede Adresse. Die Schrift war künstlerisch, der Entwurf stammte von der “Artistischen Anstalt Reiffenstein & Rösch”, Wien Leopoldstadt, Circusgasse 3.
1868 kam die Zeile “Künstlerhaus, Lothringertraße 9″ hinzu und zur gleichen Zeit auf andere Papiere merkwürdigerweise auch “Künstlerhaus, Giselastraße”, ohne Nummer. Ab Oktober 1871 wurde nur noch das Briefpapier mit der Adresse Lothringerstraße benützt und das auch, als sich der Haupteingang zwischen 1882 und 1887 tatsächlich in der Giselastraße befand.
Im Dezember 1872 machte Friedrich Wilhelm Bader aus Eigenem eine “reizende Zeichnung” für Briefe der Genossenschaft. Sie wurde dankbar angenommen und anschließend über Jahre verwendet. Es handelte sich um eine große Initiale “G” für Genossenschaft und dem Künstlerwappen darunter.12
In den neunziger Jahren verwendete man als Briefkopf zwei einfache Zeilen. An das Telefonnetz war das Künstlerhaus übrigens seit 1888 angeschlossen (Tel. Nr. 7). 1900 änderte sich die Adresse in Karlsplatz 5. Nach der Jahrhundertwende, bis zum Ende der Monarchie, wurde es üblich, im Briefkopf auch den Namen des Protektors anzuführen. Die Telefonnummer 7 wurde übrigens erst am 27.3.1922 in 51003 geändert.
Eine neue Form bekam das Briefpapier nach einem Entwurf von Igo Pötsch im Jänner 1938, wenige Wochen vor dem “Anschluss”. Im Vordergrund stand nun das Wort “Künstlerhaus”, erst darunter, kleiner geschrieben, “Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens”.13 1940 war die Inschrift “Gesellschaft bildender Künstler Wiens” wieder zu lesen, doch auch das “Künstlerhaus” wurde hervorgehoben. Dann änderten sich die Briefpapiere und Kuverts über dreißig Jahre lang kaum.
Im März 1976 kam es anlässlich der Einführung des neuen Haussymbols zur wesentlichen Umgestaltung des Papiers und der Umschläge. Neben Kuverts wurden von nun an auch die Briefpapiere mit dem Haussignum versehen.
1996 gestaltete der Graphiker Clemens Haider neue elegante Briefpapiere mit roter Blockschrift KÜNSTLERHAUS ohne Logo. Auch das Personal bekam eigene, ansehnliche Visitenkarten.
Zu Jahresbeginn 1997 wurde unter dem neuen Präsidenten Manfred Nehrer auf den Briefpapieren auf beide Symbole, “KH” und “K” im Kreis, anlässlich einer krampfhaften und teureren “Neupositionierung” – damals ein modernes, geflügeltes Wort – des Hauses wieder verzichtet. Die Geschäftspapiere erhielten provisorisch eine schlichte Form mit der Schrift “Künstlerhaus”. Im Sommer 1997 wurde schließlich nach einer Initiative der neuen Generalsekretärin Dr. Doris Rothauer ein aufwendiger Wettbewerb zum neuen graphischen Bild des Künstlerhauses ausgeschrieben. Die Jury (Manfred Nehrer, Kurt Ingerl, Werner Rischanek, Karin Binder, Kurt Brazda, Walter Chramosta, Tino Erben, Doris Rothauer) vom 27.8.1997 wählte den Entwurf des Graphikers Ecke Bonk aus; weitere Teilnehmer waren Rudolf Heller, Walter Bohatsch und Krieger/Sztatecsny. Ihre Arbeiten wurden den Mitgliedern im Rahmen eines vorweihnachtlichen Mitgliederabends in der Passagegalerie am 4. Dezember 1997 präsentiert (die Ausstellung dauerte vom 3.12.1997 bis zum 7.12.1997).
Ecke Bonk, dem das Künstlerhaus ein unbekanntes Wesen geblieben war, entwarf ein Symbol aus fünf mal fünf Punkten, aus dem man durch blaue Farbe bzw. Grautonnuancen die Buchstaben KH herauslesen sollte. Der daneben befindliche Schriftzug “kunstlerhaus” ohne Umlautpunkte spaltete die Mitgliedschaft in eine U- und eine Ü-Partei. Ein daraufhin angepeilter Kompromiss ließ die Bezeichnung “k/haus” in Kleinschreibung entstehen. Die Umbenennung dokumentiert den Niedergang des Künstlerhauses, das dadurch auf seinen traditionsreichen Namen verzichtete.14 Abgesehen von der Tatsache, dass das Logo dem des British Councils oder etwa der “grünen bildungswerkstatt” (in Kleinschreibung) sehr ähnlich ist, prangerte dessen “Originalität” in seiner Zuschrift vom 12.1.1998 auch Architekt Hans Lechner an, der seit Jahren für seine Firma ein Logo aus fünf mal fünf quadratischen Punkten verwendet. Ein ganz ähnliches Zeichen besitzt auch die Cologne University of Applied Sciences, eine Fachhochschule in Köln.
Zug um Zug mit dem neuen Logo wurde auf Drucksachen auch eine Art der PC-Internetwelt entlehnte Kleinschreibung eingeführt, die sich nicht einmal auf überlieferte Formen anderer Sprachen hielt und eigene undurchsichtige Wege ging. So schloss sich der Kreis der Schriftentwicklung des vergangenen Jahrtausends, an dessen Beginn man ebenfalls nur klein schrieb. Das entsprach der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung. Auch in den modernen, sich weit verbreitenden Fastfood-Restaurants suchte man vergebens nach Besteck und Tellern, man aß wieder mit den Fingern.