Zeitschrift

Die Herausgabe einer eigenen Genossenschaftszeitschrift wurde im Künstlerhaus fast immer als überflüssig betrachtet. Diese Meinung hatte schon die „Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft“1 – auch sie hatte kein eigenes Mitteilungsblatt, obwohl dies immer wieder von verschiedenen Seiten angeregt wurde. Erst 1882 sprach man anlässlich der großen internationalen Kunstausstellung konkret über die Gründung eines Lokalanzeigers – eine Idee des Malers August Schaeffer, doch daraus wurde nichts. Auch das Angebot von Dr. Wilhelm Lauser, Herausgeber der “Allgemeinen Kunst-Chronik” – einer illustrierten Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur – die ab 1876 in Wien erschien, der Genossenschaft eine Seite für ihre Mitteilungen zu reservieren, wurde abgelehnt.

Im November 1884 arbeiteten mehrere Mitglieder den Entwurf eines wöchentlichen Genossenschaftsanzeigers aus, dessen Druckkosten durch Inserate gedeckt werden sollten. Der Ausschuss sprach sich gegen das Projekt aus. Man hatte ohnehin Aussendungen, die ihren Zweck vollständig erfüllt hatten. Im März 1885 kehrte Viktor Jasper zu der Idee des Wochenanzeigers zurück, doch auch dies ohne Erfolg.2

Dann kam das Jubiläumsjahr 1888 mit den großartigen Festlichkeiten anlässlich der 40jährigen Regierungsdauer des Kaisers Franz Josef I. Das Künstlerhaus feierte durch die Veranstaltung einer großen internationalen Ausstellung mit; parallel dazu lief die übliche Lotterie. Aus Werbegründen beschloss der Leitende Ausschuss am 23. Jänner 1888 eine “Jubiläums-Kunstausstellungs-Zeitung” in hoher Auflage herauszugeben, die breite Massen im gesamten deutschsprachigen Raum ansprechen sollte. Die Auflage wurde mit 150 000(!) Exemplaren festgesetzt. Jeder Käufer von zehn Losen erhielt die Zeitung gratis. Im freien Verkauf kostete ein Heft 20 Kreuzer. Die Zeitung sollte während der gesamten Ausstellungsdauer alle zehn Tage erscheinen, das Abonnement betrug 2 fl.

Die Herausgabe übernahm ein Mitarbeiter des Lotterieunternehmens Carl Heintze, namens Franz Scherer. Im Künstlerhaus wurde sie durch Josef Hubert Redl redigiert. Die Administration war in Wien Währing, Gürtel 10 und für das Deutsche Reich in Berlin, Unter den Linden 3. Gedruckt wurde die Zeitung im Buchdruck im Format 34,5 x 27 cm, 16 Seiten stark, in der Mechitaristen Buchdruckerei W. Heinrich in Wien. Sie war reich illustriert, sowohl durch Strichzeichnungen als auch Fotografien und brachte interessante Berichte rund um die Ausstellung und das Künstlerhaus. Die Zeitung wurde vom Publikum gut aufgenommen, sodass Franz Scherer schon an eine Fortsetzung auch nach Ausstellungsschluss dachte. Mit der Nr. 11 eröffnete er das zweite Quartal Juli – September 1888. Die Ausstellung selbst wurde mit dem 3. Juni geschlossen, die ursprünglich für den 12. Juni geplante Lotterieziehung wurde auf den 26. Juli verlegt.

Die Zeitung des zweiten Quartals berichtete über andere Ausstellungen, über die internationale in München und brachte auch literarische Beiträge. Mit der Nr. 20 dürfte aber dann doch ihr Erscheinen endgültig eingestellt worden sein; im Künstlerhausarchiv befindet sich als letzte die Nummer 14.

Diese “Jubiläums-Kunstausstellungs-Zeitung” war die erste und zugleich letzte Publikation dieser Art, mit der sich die Genossenschaft an ein breites Publikum wandte. Sie war vor allem als Werbung für die Massen bestimmt und diente also nicht der internen Vereinskommunikation. Hätte die Zeitung längere Zeit überdauert, so hätte sie zur Beseitigung des allgemeinen Informationsmangels über die Genossenschaft beitragen können, vor allem in den darauffolgenden Jahren während der Entstehung der Secession.3

1899 propagierte der Bildhauer Hans Scherpe die Herausgabe einer neuen, 14tägig zu erscheinenden Zeitschrift für den internen Gebrauch der Genossenschaft, also keineswegs als ein Gegenstück zum „Ver Sacrum“ der Wiener Secession. Seiner Meinung nach könnte man durch eine solche Zeitschrift viel an Portogebühren und Druckkosten der sonst üblicherweise einzeln verschickten Mitteilungen und Einladungen sparen. Über die Zweckmäßigkeit der Idee war man im Ausschuss geteilter Meinung, die angesprochenen Sparmöglichkeiten hatten viel für sich, hätten aber eine genaue, langfristige Vorausplanung erfordert. Die Idee von Scherpe wurde dann doch als undurchführbar abgelehnt.4

Einen weiteren Vorschlag zur Gründung einer eigenen Zeitschrift trug der Bildhauer Stanislaw Lewandowski in der Hauptversammlung vom 24. Mai 1923 vor. Kurz darauf, am 13. Februar 1924, machte der Bildhauer Hugo F. Kirsch denselben Vorschlag. Etwas länger debattierte man über eine hauseigene Zeitschrift im Mai 1926. Der Ausschuss hatte aber immer Bedenken über die Rentabilität bzw. über die allzu hohen Druckkosten der Zeitschrift, die kaum aus dem Verkauf zu decken wären. Nur aus Kostengründen wurden deshalb auch diesbezügliche Vorschläge von Igo Pötsch im Dezember 1937 und von Leopold Schmid im Dezember 1961 abgelehnt.5

Als im Herbst 1948 der Schriftsteller Karl Strobl begonnen hatte, die Kunstzeitschrift “Kunst ins Volk” herauszugeben,6 war zwar die Gesellschaft bereit gewesen, mit ihm zusammenzuarbeiten, ja sie stellte ihm für sein Büro auch ein Zimmer im Künstlerhaus zur Verfügung, lehnte es aber wieder ab, eigene Seiten in der Zeitschrift selbst zu gestalten. Die Zeitschrift Strobl erschien in einer Auflage von 5000 Exemplaren, im Format 24 x 17 cm, und hatte zahlreiche Farbillustrationen. Die erste Nummer erschien im Jänner 1949 und sie wurde damals fast ausnahmslos von allen Kunstinteressierten begrüßt.

Karl Strobl hatte vor dem Krieg die Zeitschrift “Österreichische Kunst” gegründet, zu deren ersten Heft der Bildhauer Anton Hanak Pate gestanden war. Inzwischen war Strobl jedoch älter geworden und seine Ansichten wurden konservativer. Die Zeitschrift “Kunst ins Volk” berichtete hauptsächlich über die alte, traditionelle Kunst. Moderne Zeitgenossen kamen seltener zu Wort, und wenn, dann nur Naturalisten. Das wurde der radikalen “Moderne” bald ein Dorn im Auge und sie begann mit hässlichen, persönlichen Angriffen auf Strobl. In Reaktion darauf zog sich Strobl immer mehr in die Vergangenheit zurück. In der bildenden Kunst sah er nur das Schöne. Bald wurde er sogar als Nazi bezeichnet.

Da im Impressum seine Adresse als Künstlerhaus, Karlsplatz 5, angegeben worden war, galten diese Angriffe auch dem Künstlerhaus: da Strobl ein “Nazi” war, wurde auch das Künstlerhaus nazistisch. Ohne Zweifel war es gerade diese Zeitschrift Strobls, die dem Image des Künstlerhauses in den fünfziger Jahren sehr geschadet hat. Der Zeitschrift selbst schadeten diese Angriffe nicht. Interessenten gab es genug, die Auflage war fast immer bald ausverkauft.

Dass Strobl überhaupt ins Künstlerhaus kam, war nur der Gutmütigkeit der damaligen Ausschussmitglieder zuzuschreiben. In die Wiener Wohnung Strobls wurde 1945 der ausgebombte Maler Rudolf Raimund Ballabene einquartiert. Da beide in der Wohnung auch arbeiten mussten – Ballabene war nicht nur Landschaftsmaler, sondern auch Keramiker -, wurde es darin eng. Als die Berufsvereinigung aus dem Künstlerhaus auszog, mietete Strobl im Sommer 1948 das leergewordene Stachezimmer im ersten Stock. In diesem Zimmer entstand seine Zeitschrift, die mit dem Künstlerhaus sonst aber nichts gemeinsam hatte.

Im Oktober 1951 bezog Strobl die leergewordene Portierwohnung im Souterrain des Künstlerhauses. Auch das war natürlich keine Dauerlösung, und so begann sich ab dem Frühjahr 1952 der Ausschuss um weitere Räume in Wien zu bemühen, sowohl für Strobl, als auch für Ballabene. Im Wien der Nachkriegszeit allerdings ein äußerst schwieriges Vorhaben. Endlich im Juni 1954 konnte Strobl in Räume des ehemaligen Sozialministeriums in der Hanuschgasse 3 einziehen. Der Zuweisung dieser Räume half die Androhung einer zwangsweisen Räumung aus dem Künstlerhaus.

Strobl war dem Künstlerhaus freundschaftlich verbunden; vor allem aber persönlich dem Präsidenten Karl Maria May. Nachdem May durch neue Präsidenten ersetzt wurde, erkalteten Strobls Beziehungen zum Künstlerhaus. Als es im Februar 1955 zu heftigen Kontroversen zwischen Strobl und dem Kulturamt der Gemeinde Wien gekommen war, stellte sich die Gesellschaft nicht an seine Seite. Dem Künstlerhaus half dies wenig; auch seine Beziehungen zur Gemeindeverwaltung waren damals zeitweise recht gespannt. Der einzige Rathausbeamte, mit dem man freundschaftlich verkehrte, war Stadtrat Hans Mandl.

Die Zeitschrift “Kunst ins Volk” wurde bis zum Sommer 1960 auch am Katalogstand bei der Portierloge des Künstlerhauses angeboten und verkauft. Erst nach heftigen Protesten des Malers André Verlon (Willy Verkauf) wurde dieser Direktverkauf aufgelassen. Die Zeitschrift war ein Fremdprodukt und das Künstlerhaus hatte keine eigene Buchhandlung. Im Juli 1966 kündigte Frau Generalsekretär Inge Zimmer-Lehman unter dem Vorwand der Sparmaßnahmen das Abonnement der Zeitschrift. Seit Jahren gab es ohnehin kaum noch persönliche Kontakte zwischen Strobl und den Ausschussmitgliedern. Drei Jahre später, am 14. Juli 1969, starb Strobl im Alter von 92 Jahren.7

Der 1975 gewählte Präsident Hans Mayr wollte sich von Anfang an an einer Kunstzeitschrift beteiligen und trat deshalb im Herbst 1975 in Verhandlungen mit der “Gesellschaft der Kunstfreunde” ein, die regelmäßig die “Wiener Kunsthefte” herausgab. Obwohl die Beteiligung des Künstlerhauses an den Kunstheften durchaus im Rahmen des machbaren stand, war man im Ausschuss dagegen. Die Kunsthefte entsprachen nicht der Bedeutung und dem Image des Künstlerhauses. Wenn man schon eine Zeitschrift produzieren wolle, so doch selbst, und nicht sozusagen als Untermieter einer kleinen Galerie.8

Im März 1980 wurde dann eine mehr oder weniger interne Zeitschrift unter dem Titel “Nummer” gegründet, eine Initiative des Künstlerhausdirektors Otto Staininger. Die “Nummer” – im Format A4 – war vor allem für Mitglieder gemacht, wandte sich aber ebenso an Freunde des Künstlerhauses und konnte beim Portier auch von Fremden um 5 öS gekauft werden. Die meisten Hefte wurden allerdings verschenkt. Die “Nummer” erschien unregelmäßig, je nach vorhandenem Material und ersetzte keineswegs die sonst üblichen Mitteilungen und Einzelaussendungen – was eigentlich im Vordergrund aller Überlegungen stand. Den ursprünglich vorgesehenen Umfang von 16 Druckseiten hatten nur die ersten drei Nummern. Die “Nummer 4″, erschienen im Juni 1981, bestand bereits aus nur einem Doppelbogen (4 Seiten). Ab der “Nummer 7″, erschienen im Mai 1982, wurde auf ein einziges Blatt A4 umgestellt, den man als Leporello faltete und in einem Briefkuvert verschickte. Die “Nummer 10″ in A4 Format mit dem Jahresbericht 1982 vom März 1983 war eine Ausnahme. Mit der “Nummer 12″ im September-November 1983 wurde die Zeitschrift eingestellt.9

Von kurzer Dauer – nur drei Hefte – war auch die Zeitschrift “Palette” des hauseigenen Restaurants, erschienen zwischen März 1983 und Juni 1983. Die Zeitschrift beinhaltete die Speisekarte, sie sollte aber vor allem über die Wechselausstellungen in der Palette berichten. Sie war 31 x 22,5 cm groß, bestand aus acht Seiten und mit einem von Adolf Frohner gestalteten Titelblatt.10

Die üblichen Aussendungen und Mitteilungen, die seit der Gründung der Genossenschaft von ihren Ausschüssen und Komitees an die Mitglieder verschickt wurden, betrafen ursprünglich nur den eigenen internen Betrieb. Erst später kamen auch Informationen über fremde Aktionen, Wettbewerbe, Ausschreibungen, Ausstellungen usw. hinzu. Die Mitteilungen wurden je nach Bedarf in Briefform versandt und hatten deshalb meist das Format eines Briefbogens. Erst im November 1913 versuchte man sie zu vereinheitlichen und begann neue “Mitteilungen” im Format 23 x 14 cm herauszugeben. Diese gedruckten Mitteilungen – ihre Kopfleiste entwarf Alfred Cossmann – waren durchnummeriert und begannen am 28. November 1913 mit der Nr. 1. Sie erschienen jedoch sporadisch und konnten deshalb die sonstigen Aussendungen nicht ersetzen, vor allem dort nicht, wo es um Aktualität ging.

Mit der Nummer 43, erschienen im Oktober 1926, wurde auf A4 Format umgestellt und die Mitteilungen wurden von nun an aus Kostengründen nicht mehr gedruckt, sondern nur noch vervielfältigt. Nach den mit der Vervielfältigung gewonnenen Erfahrungen wurde als die letzte gedruckte Nummer die Nr. 46 im Februar 1927 verschickt. Nun nahmen die Mitteilungen an Umfang zu und begannen auch über Erfolge oder Interessantes aus dem Leben einzelner Mitglieder zu berichten. Initiator dieser Erweiterung war Albert Janesch.11

Mit der Nummer 168 vom Juli 1939 wurde die Nummerierung aufgegeben. Man verlor ohnehin langsam die Übersicht, da es bereits dazwischen auch nicht nummerierte Mitteilungen gab. In den fünfziger Jahren versuchte man zeitweise zu der Nummerierung zurückzukehren. Man begann zu Jahresanfang immer neu, gab es dann aber schließlich immer wieder auf. Heute werden die Mitteilungen meist nur noch mit dem Erscheinungsmonat versehen.12 Fallweise wurden sie auf Farbpapier vervielfältigt, die Auflage betrug etwa 500-550 Stück. Versendet wurden sie sehr unregelmäßig, je nach Bedarf oder Meinung der Geschäftsführung. Im Juni 1997 versuchte man eine Umstellung, ab 1998 erschienen die k/haus news.

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